Russland: Dreieinhalb Jahre Haft für erzwungenen Drogenentzug

Was so in anderen Ländern abgeht:

Nischnij Tagil. Die Frage, ob im Kampf gegen Drogensucht der Zweck die Mittel heiligt und ob Betroffene gegen ihren Willen von der Abhängigkeit kuriert werden dürfen, hat ein Stadtbezirksgericht am in Nischnij Tagil beschäftigt. Auf der Anklagebank saß Jegor Bytschkow, Chef des Rehabilitationszentrums „Drogenfreie Stadt“. Ihm wurde Entführung, Freiheitsberaubung und Misshandlung zur Last gelegt. Der 23-jährige Bytschkow und seine Mitarbeiter hatten Drogensüchtige auf Bitten von deren Angehörigen und gegen Zahlung von 10000 bis 25000 Rubel gekidnappt und ihnen im Rehabzentrum einen Totalentzug verordnet: Die Patienten bekamen weder Drogen noch Wasser oder Essen. Zudem wurden sie mit Handschellen an ihre Betten gefesselt. Das Gericht verurteilte Bytschkow zu dreieinhalb Jahren Freiheitsentzug, die Staatsanwaltschaft hatte sogar 12 Jahre gefordert. In Jekaterinburg, Moskau und anderen Städten fanden Mitte Oktober Protestkundgebungen gegen das Urteil statt. Für seine Fürsprecher ist Bytschkow ein Wohltäter, der Drogenabhängige vor dem Tod gerettet hat. Auch zahlreiche Prominente hatten sich für den Aktivisten eingesetzt.

via Moskauer Deutsche Zeitung