Nol van Schaik: Wie der Preis des Cannabis in den niederländischen Coffeeshops zustande kommt
Nol van Schaik ist Coffeeshopbesitzer in Haarlem, den Niederlanden. Er schreibt diesen Artikel, da es immer wieder Nachfragen gibt über die Preise des Marihuanas und des Haschischs in den niederländischen Coffeeshops. Dieser ist natürlich ein großes Thema bei den Kunden, bei den Angestellten und jenen, die mit den tolerierten Coffeeshops zu tun haben:
Während der letzten großen Runde mit unseren Angestellten, kam die Frage von mehreren von ihnen diese Frage auf. Sie fragten mich, ob wir nicht günstigeres Gras verkaufen könnten… Sicherlich, sagte ich, holt mir günstigeres Marihuana und ich werde es auf dem Menü günstiger anbieten.
Ich verstehe, warum die Frage aufkam, denn unsere Leute müssen sich die Beschwerden über die hohen Cannabispreise von unseren Kunden anhören. Sie wussten einfach nicht, wie die Preise, so wie sie sind, zustande kommen und glaubt mir, die Coffeeshops in Haarlem sind billig im vergleich zu den Preisen in Amsterdam für Blüten und Hasch. Und natürlich beschuldigen die Kunden uns, dass wir die Preise so hoch halten würden. Aber das ist überhaupt nicht so, das Gegenteil ist der Fall, wir haben bei den Preisen überhaupt nichts zu sagen!
In den guten alten Zeiten hatten die Coffeeshops ihre eigene Gruppe von Personen, die das Cannabis anpflanzten, dass heisst, dass die Coffeeshopbesitzer einen Einfluss darauf hatten, welche Sorte wie hergestellt wird. Die Preise waren überall in den Niederlanden die gleichen, einfach nur weil es keine anderen Käufer in unserem Business gab. Sicherlich, ein paar Leute würden ein Kilo mit über die Grenze nehmen, vielleicht auch mal etwas mehr, aber sie haben von den Coffeeshops gekauft und nicht von den Gärtnern. Da gab es immer eine Erhöhung der Preise während und nach der Ferienzeit und das aus zwei Gründen: Gärtner müssen auch mal Urlaub machen, und wenn sie es machen können sie nicht anbauen, sie verlieren Produktionszeit, gut die Hälfte der Ernte. Ein weiterer Grund ist die Sommerhitze.
Marihuanapflanzen sind ziemlich einfach anzupflanzen, aber wenn die Temperatur im Gewächshaus über 27 Grad Celsius steigt, verlangsamt sich das Wachstum. Viele niederländische Gärtner fangen deswegen ihren Grow erst garnicht im Juli oder August an, nachdem sie schlechte Erfahrungen sammeln mussten. Das bedeutet für uns, dass die Coffeeshops sich für den Sommer eindecken müssen. Alles in allen war die Situation noch recht einfach zu überschauen und die Gärtner gingen zu den Coffeeshops um ihre Produkte zu offerieren, wohin sonst?
Die Situation änderte sich, als die Briten anfingen, nach Nederweed zu schreien als folge einer etwas toleranteren Haltung gegenüber Cannabiskonsum im Jahre 2001. Herrscharen von britischen Käufern kamen in unseren Markt und zu den Gärtnern und kauften das Gras links und rechts um möglichst große Transporte zu ihren Kunden über den Kanal zu organisieren. Der einzige Weg, sich in diesen Markt zu drängen, war den Markt zu überbieten, mit anderen Worten: die Coffeeshops. Die Gärtner sind nicht durch einen Vertrag an die Coffeeshops gebunden, sie verkaufen an den Höchstbieter und die britischen Käufer haben diese hohen Preise angeboten um ihr Geschäft am laufen zu halten. Die Preise in England für Gras stiegen auf 8-9 Pfund pro Gramm, das sind etwa 12 bis 14 Euro pro Gramm. Wir wurden überrascht, die Gärtner, mit denen wir handelten, kamen nicht mehr, sie hatten schon alles an irgendjemanden Verkauft, der ihnen 400 Euro mehr pro Kilo geboten hatte als die Coffeeshops. Uns und einigen unserer Kollegen ging das Gras aus, und somit telefonierten wir miteinander und machten aus, dass wir uns untereinander helfen, wenn jemanden das Gras ausginge. Alle sahen wir uns dem gleichen Problem gegenüber, Gras wurde seltener und die Preise stiegen. Normalerweise hat man uns das Cannabis angeboten, ein Beispieltütchen mit Gras, einem Preis und einer Telefonnummer. Dort musste man nur anrufen um das richtige Gras zu bekommen, die Qualität und der Preis war klar. Nun mussten wir selbst wieder Kontakte suchen um uns selbst mit Gras einzudecken wo immer wir konnten, aber nur wenn wir den Preis zahlten, das gleiche oder etwas mehr als der britische Exportpreis. Wenn du ihnen nicht die Preise zahlst, gibt es keinen Handel und damit kein Gras. Das bedeutet, die Coffeeshops mussten die Preise zahlen, was sonst?
In der Zwischenzeit hat sich in den Niederlanden die Regierung geändert und der politische Kompass ist von Liberal auf Konservativ umgesprungen, vielleicht sogar sehr Konservativ. Die letzten drei Regierungen und die derzeitige werden durch religiöse Gruppen dominiert, welche vorgeben politische Parteien zu sein. Diese politischen Pilger mögen kein Cannabis und auch nicht die Menschen die Cannabis rauchen, Cannabis anbauen oder verkaufen und deswegen nutzen sie jeden Trick um die Coffeeshops aus dem Verkehr zu ziehen, genauso wie ihre Kunden und ihre Produzenten.
Ein weiterer Trick war es, die Menschen am Anbau ihrer eigenen Cannabispflanzen zuhause zu stoppen, denn wenn du die Versorgung abschneidest könnten die Coffeeshops auf dem Trockenen liegen und ihre Kunden verlieren. Politiker sollten die Schachspieler immer einige Züge vorrausplanen, aber ihr cleverer Plan sah nicht voraus, dass er zwar einige passionierte Eigenbedarfsgärtner abschreckte aber die Coffeeshops nicht austrocknete. Die Kunden kamen und rauchten. Die Personen, die zu dieser Zeit noch anpflanzten waren von den neuen Regeln nicht betroffen, denn sie lassen ihre Pflanzen in irgendeinem Lagerhaus oder Keller wachsen, sie mieten nicht auf ihren Namen und deswegen können sie auch nicht aus ihren Wohnungen ‚geworfen werden. Nun mussten sich die Coffeeshops oder ihre Versorger an die Großgrower wenden um ihr Cannabis zu bekommen, denn die wenigen verbliebenen Heimzüchter konnten den Bedarf nicht decken. Die Heimzüchter verkauften ihre Wagen zu fairen Preisen während die großen Jungs die Preise auf Exportniveau hielten. Ich hoffe das Hilft zu verstehen, dass die Coffeeshops absolut keinen Einfluss auf die Marktpreise vom Cannabis haben, ich wünschte es wäre so! Das ist nur die Hälfte der Geschichte, hier geht es um den Einkaufspreis. Die Erklärung, wie es vom Einkaufspreis zum Endkundenpreis kommt, ist die andere Hälfte der Geschichte.
Auch wenn es theoretisch Verboten ist, Cannabis in Mengen größer fünf Gramm zu Kaufen, machen es die Coffeeshops und ihre Versorger dennoch. Sie kaufen Kiloweise und verstecken es irgendwo um ihre Coffeeshops von dort aus zu versorgen. Diese Verstecke sind illegal, aber alsbald das Cannabisprodukt von dem Versteck im Coffeeshop angekommen ist, ist es legal und es werden ganz normale Steuern auf diese Produkte abgeführt. Das Finanzamt sagt uns, was die Konsumentenpreise sind: Wir müssen unsere Cannabisprodukte zum Einkaufspreis plus 100%, oder mehr als 100% abgeben, NICHT weniger! Das bedeutet, wir können kein Cannabis mit Rabatt anbieten, das Finanzamt wird uns den vollen Preis besteuern.
Das bedeutet auch, dass Coffeeshops ein Gramm Cannabis, was sie für 4 Euro gekauft haben zu 8 Euro verkaufen müssen, das für 5 Euro zu 10 Euro und so weiter…
Wie du siehst ist es das Finanzamt, was den Konsumentenpreis festlegt. Es gibt nichts was wir daran ändern können und wenn wir unsere Steuern nicht zahlen, verlieren wir unser Geschäft.
Ich habe mir die Zeit genommen, dieses Thema auf dem bestmöglichen Wege zu erklären, da ich möchte, dass die Konsumenten wissen, was dahinter steht wenn sie Cannabis in einem niederländischen Coffeeshop kaufen und dass die Händler nicht mit den Preisen vom Gras zu tun haben. Der Artikel ist auch gedacht für die vielen Raucher, die unsere Preise in Foren überall auf der Welt kritisieren, meine Kollegen und mich „verdammte Bastarde“ Nennen und anderes beleidigendes über unsere Arbeit verbreiten. Ich nehme und habe Anschuldigungen wie diese persönlich genommen, da ich ein niederländischer Coffeeshopbesitzer bin und dessen stolz!
Nol van Schaik.
Willie Wortel Coffeeshops,
Haarlem, the Netherlands.
via MrLurks Hideout
Danke für die Übersetzung