Europäischer Drogen- und Suchtbericht 2008 veröffentlicht
Am 6. November 2008 hat die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) ihren Jahresbericht 2008 veröffentlicht.
Einiges in diesem Bericht fällt unangenehm auf:
Erwartungsgemäß verzichtet die EBDD auch auf eine grundsätzliche Bewertung der europäischen Drogenpolitik. Aber jede Menge Zahlen gibt sie bekannt, so hatten im Jahr 2006 21,8 % der Europäer (71,5 Mio. Menschen) zwischen 15 und 64 Jahren Cannabis mindestens einmal in ihrem Leben konsumiert, 6,8 % (23 Mio.) konsumierten Cannabis während der vergangenen 12 Monate und 3,8 % (12,5 Mio.) in den letzten 30 Tagen vor der Befragung. Etwa 4 Millionen erwachsene Europäer (1 %) konsumierten täglich oder nahezu täglich.
Die Verbreitung des Cannabiskonsums scheint sich in vielen europäischen Ländern zu stabilisieren.
Könnte dies als Erfolg der Verbotspolitik gefeiert werden, wo schon das CND soetwas ähnliches von sich gab: „.. wurde eingedämmt ..“.
Prohibitions- und Repressionsbefürworter sollte dann allerdings überraschen, dass die liberalen Niederlanden in keiner Altersgruppe zu den Ländern mit den höchsten Konsumentenraten gehörten und die 12-Monats-Prävalenz des Cannabiskonsums unter den 15 bis 34-Jährigen in den Niederlanden sogar niedriger ist als in Deutschland.
Widerlegt wird auch mal wieder die These vom gestiegenen THC-Anteil in Cannabisprodukten. Nach der europäischen Beobachtungsstelle ist er zwischen 2001-2006 in den meisten europäischen Ländern stabil geblieben oder gesunken. Der Spitzenwert bei Marihuana aus den Niederlanden sank sogar von 20 % THC im Jahr 2004 auf 16% im Jahr 2006.
Alkohol-, Tabak- und Medikamentensucht sind übrigens
nicht Thema des Berichts. Dann sind Alkohol, Tabak und Medikamente wohl keine Drogen, was?
Auch Maria Eichhorn MdB der CDU/CSU haut wieder auf die Kacke: Die Heroin-Konsumentenzahlen seien am Ansteigen. Das ist meiner Meinung nach auch kein Wunder, wenn in dem traditionellen Anbauland Afghanistan mehr als 600%ige Ertragssteigerungen zu verzeichnen sind, seitdem die USA das Land überfallen haben. Dass dieser Trend schon seit längerem besteht, weiss der Verein Eve&Rave schon länger, denn sie machen gute Webseitenstatistiken. Aus denen geht hervor, dass seit mehr als 2 Jahren die Leute mehr Heroininfos klicken, d.h. sich mehr für Heroin interessieren.
Der Bericht selbst ist in der deutschen Fassung als PDF verfügbar: Europäischer Drogen- und Suchtbericht 2008