Das große Marihuanaexperiment: Die zwei Kriege gegen Drogen
Während in Colorado und Washington neue Gesetze und Regeln für den Umgang mit Cannabis herrschen, gehen die Zahlen für Verhaftungen für Cannabisdelikte auf einen neues Rekordniveau. Von Bruce Barcott (Rolling Stones Magazine)
Legales Marihuana in den USA wird zur Zeit als eine 1,43 Milliarden Dollar Industrie angesehen. Es wird davon ausgegangen, dass sie 2014 auf 2,34 Milliarden US-Dollar anwachsen wird. Wenn diese Zahlen stimmen, immerhin eine Anstieg um 64% – stärker als der globale Verkauf von Mobiltelefonen, wird Gras bald einer der am stärksten wachsenden Geschäftsfelder der Welt sein.
Eine aktuelle Umfrage von Gallup zeigt, dass 57% der US-Amerikaner die Legalisierung befürworten – 10% mehr als im letzten Jahr.
Alaska und Oregon werden höchstwahrscheinlich die Legalisierung dieses Jahr einführen. Für 2016 wird erwartet, dass Kalifornien und 6 weitere Bundesstaaten folgen werden.
Auch die Verwaltungsangestellten freuen sich über das neue Regulationssystem: „Wir werden die Initiative 502 umsetzen“, sagte Sharon Foster, eine Vorsitzende der Washingtoner Kontrollbehörde für Alkohol auf einer Anhörung im letzten Herbst. „Dieser Staat wird nicht erlauben, dass die Initiative fehlschlägt.“
Aber dies sind nur die positiven Seiten dieser Tage. Überall woanders in den USA werden Menschen wegen Cannabis verhaftet, mit einer durchschnittlichen Rate von einer Verhaftung alle 42 Sekunden. Wenn du ein Gramm Gras in Seattle verlierst, kann es passieren, dass der Polizist dir es noch aufhebt. Wenn dir das in New Orleans passiert, könnten 20 Jahre harte Arbeit auf dich zukommen.
Wir sind Zeuge einer politischen Bewegung, die eine ökonomische Geburt durchführt. Das Ende des Krieges gegen die Drogen – im Mittelpunkt das Beenden der Massenverhaftungen farbiger Personen – bringt eine der größten Geschäftsgelegenheiten des 21. Jahrhunderts hervor.
Auf einer Konferenz über die Drogenreform in Denver, stimmte Ethan Nadelmann von der Drug Policy Alliance dem zu. Es sei eine unangenehme Umwandlung. Jene, die im Krieg gegen Drogen gelitten haben, und jene, die gegen den Krieg vorgegangen seien, sind nicht unbedingt unter denen, die jetzt die Profite abschöpfen. „Die kapitalistischen Kräfte auf einem verbotenen Markt sind gewaltsam und brutal. Aber die kapitalistischen Kräfte, die auf einem legalen Markt am wirken sind, sind in bestimmten Aspekten noch brutaler Wir wissen, dass die Leute, welche nun ein dominierenden Teil werden, nicht unbedingt die Leute aus der Bewegung sind.“
Dies solle ein notwendiger Preis sein, der zu Zahlen sei. Damit der Krieg gegen die Drogen beendet wird, müssen Colorado und Washington Erfolg haben. Es benötigt dafür risikobereite Geschäftsleute und keine Bewegungsführer. Wenn die Sache in beiden Staaten fehlschlägt, könnte es für die anderen unmöglich sein, zu folgen.
Glücklicherweise werden dort zur Zeit zwei unterschiedliche Wege gefahren, um Cannabis zu regulieren. Colorado hat ein einfaches System, bei dem Hersteller anbauen und verarbeiten. Colorado hat ein flexibles Limit für den Anbau. Washington dem gegenüber bricht die Herstellung dreigeteilt auf, ähnlich dem System zur Alkoholherstellung. Anbauer verkaufen an Verarbeiter, Verarbeiter verkaufen an Läden, Läden verkaufen an Konsumenten. Ausserdem gibt es ein strenges Limit für den Anbau von Cannabis.
Es gibt noch andere Unterschiede. Colorado erlaubt den Eigenbedarfsanbau. Washington erlaubt dies nicht. Colorado hat den Verkaufsstellen der schon laufenden Medizinalhanfprogrammen einen Vortritt gelassen. Washington hat dies nicht getan, auch die Besitzer von Abgabestellen mussten in eine Lotterie mit Newcomern, die noch nie Angebaut oder Verkauft haben, eintreten.
Es ist egal, welches System funktioniert, solange eines davon funktioniert. Dann werden wir 2014 als Jahr markieren können, in dem die Kontrolle über Cannabis den Drogenkartellen entrissen und in die Hände von Regierungskontrollen und Ladenbesitzern gelegt wurde.
Weiter geht es im Rolling Stone Magazine, über weitere 3 Seiten, Stimmen von den jetzt eröffneten Läden, Unterschiede in der Behandlung von Personen mit farbiger Haut (diese werden in den USA gut 3,7 mal häufiger Verhaftet), die Förderalpolitik, die Tabak und Bierindustrie http://www.rollingstone.com/politics/news/the-great-marijuana-experiment-a-tale-of-two-drug-wars-20140103