Jahrestagung der Drogenbeauftragten eine Farce
Wir sind früh gekommen, es regnete fast die ganze Zeit. Aber es war Lustig: Wir hatten als „Drogenkartell“ aufgerufen, eine Jubeldemo für die Drogenbeauftragte Dyckmans (FDP) durchzuführen und waren auch tatsächlich um 8:30 Uhr dort. Um Neun sollte die Jahrestagung beginnen. Thema der Demo war „50 Jahre Drogenverbote – ein einträgliches Geschäft für die Mafia“. Die zwei handvoll Aktivisten, welche sich früh am Morgen aus dem Bett gequält hatten, verteilten den folgenden Infoflyer an die Passanten – und auch auf der Veranstaltung der Drogenbeauftragten!
Drogenverbote – Ein gutes Geschäft für die Mafia!
Am heutigen Tag möchten wir der Drogenbeauftragten im Namen der internationalen organisierten Kriminalität danken.
Danken für 50 Jahre lukrative Drogenverbote.
Und wir Danken ihr für weitere lukrative Märkte, die sie uns durch das Unter-Strafe-Stellen von neuen Drogen erschliesst.
Der Flyer ging sehr schnell rum bei den Teilnehmern der Jahrestagung, auch die Drogenbeauftragte erreichte einer. Die weiteren Highlights dieser „öffentlichen“ Veranstaltung: Ich wurde fast zwei Mal ‚rausgeworfen. Das erste Mal, als ich das Mikrofon bekam, mich im Namen der Drug Lords International für die Veranstaltung bedankte, und dann über den Milliardenmarkt für neue verbotene Substanzen schwadronieren wollte. Das Mikrofon wurde ausgeschaltet und ein Securitygorilla baute sich neben mir auf und wollte mich rauswerfen. Der Saal drehte sich nach mir um.
Nach dem Protest diverser Teilnehmer konnte ich auf meinem Sitzplatz verweilen. Mir wurde das Mikrofon wieder angeboten, aber es gab auch genug andere Fragen an das Podium.
Der zweite Vorfall ereignete sich bei der Mittagspause. Ich wollte meinem Sitznachbarn einen der oben gezeigten Flyer reichen. Dies wurde von einem Securitygorilla angemahnt, etwas Protest ging durch die wenigen Rundumstehenden. Der Obersecurity pfiff dann den Gorilla zurück. Dieser gab noch etwas wie „Der hatte schon vor der Tür gegen die Veranstaltung demonstriert“ von sich, und verzog sich.
Zu der Verteidigung der Veranstalter müsste man sagen, dass Herrn Dr. Riehl, ein Fachbeamter, nach der Veranstaltung auch das Abschalten kritisierte und meinte, dass dies gar nicht gehe im Meinungsaustausch.
Zum Veranstaltungsinhalt: Bis auf einige engagierte Personen, die vor allem in Harm Reduction Projekten wie den Drug Scouts unterkommen, und die sich für den Markt der Möglichkeiten einspannen liessen, gab es nur einen guten Referenten: Alexander Bücheli. Er war es, dem nach diversen Stunden Vorträgen aufgefallen ist, wie wenig über Menschen geredet wurde.
Auch mir ist das so aufgefallen. Zum Beispiel bei den „Staatsrechlern“, Prof. Dr. Dieter Rössner und Prof. Dr. Wolfgang Voit von der Philipps-Universität Marburg, welche Quasi nur von Gesetzen redeten und die Auswirkungen von Ihnen auf die Forschung. Von Menschen, bzw. Konsumenten der umstrittenen Substanzen war kein Wort die Rede. Von Menschen, die durch die auch schon jetzt vorhandenen Verbote leiden – oder wegen diesem politischen Verbot in den Knast kommen, oder anderswo auf der Welt um das Leben gebracht werden: Keine Rede.
Viele von den Referenten waren mit konkreten Vorstellungen gekommen. Die Staatsrechtler mit einer Art „Analog-Gesetz“, unserem BtMG angepasst als Vierte BtMG-Liste für neue, missbräuchlich verwendete Substanzen. Damit soll die Forschung wieder in’s Boot geholt werden. Wenn man sich Google News anschaut, machen so einige Zeitungen, wie zb. die Pharmazeutische, ordentlich Werbung für ein „Analog-Gesetz“.
Hans Cousto sieht das auf dem taz Drogerieblog ähnlich und kritisiert die Rechtsauffassung der Autorin gegenüber der neuen Substanzen: Es ist schon seltsam, wie aus der Formulierung „immer legal“ des Rechtsgutachten die äußerst manipulative Deutung „angeblich legale Alternative“ wird.
Eine solche Informationspolitik ist typisch für die Verfechter der repressiven Verbotspolitik. Offenbar haben daran nicht nur puritanische Abstinenzfanatiker und Mafiosi ein großes Interesse, sondern auch die Pharmabranche mit ihren Vertriebsstellen, den Apotheken.
Aber auch Dr. Peter Tossmann, seines Zeichens für drugcom.de verantwortlich, kam zu der Tagung mit dem Vortrag zum Internet. Dort erklärte er, wie groß die Chance für Drogenberatung im Internet sei. Es sollte jedem klar sein, dass es dabei um große Geldtöpfe geht. Dass er schon mittendrin hängt, also bei drugcom.de, wurde dem werten Publikum verschwiegen, weder in der Ankündigung noch in seiner Vorstellung kam es vor. Zu Bemerken wäre, dass Internetforen zum Thema für die sehr interessant sind um Informationen über „neues“ zu Sammeln oder Trends zu erkennen.
Weiteres folgt…
Finanziell unterstützt wurde die ganze Aktion von dem Headshop Near Dark aus Hennef! Danke sehr!
ergänzung: habt Ihr gut gemacht :)
Sehr gut dass ihr da wart, dank an alle frühaufstehenden Aktivisten :-)