Studie bestätigt: Kiffen lindert chronische Schmerzen
Cannabis war als Arzneimittel schon über Jahrtausende hinweg in Verwendung. In den letzten hundert Jahren wurde der Gebrauch durch Verbote, die keinerlei wissenschaftliche Grundlage haben, allerdings stark eingeschränkt. Eine neue Studie aus Kanada, welche im „Canadian Medical Association Journal“ (DOI:10.1503/cmaj.091414) veröffentlicht wurde, könnte das ändern: Sie zeigt, dass pures natürliches Cannabis dreimal täglich geraucht chronische Nervenschmerzen lindert, den Schlaf verbessert und Depressionen reduziert. Der Effekt war besonders ausgeprägt bei Joints mit dem höchsten THC-Gehalt (9,4 Prozent).
So könnte inhaliertes Cannabis Menschen mit chronischen Schmerzen das Leben erleichtern: Es verringert die Schmerzen, hebt die Stimmung und verbessert die Schlafqualität, berichten kanadische Forscher. Ihre Ergebnisse beruhen auf einer kleinen Studie, an der 21 Erwachsene mit Nervenschmerzen teilgenommen hatten. Bislang gibt es erst wenige Untersuchungen zur Wirkung von gerauchtem Cannabis bei Patienten mit dieser Art von chronischem Schmerz. Es seien daher weitere Studien in diese Richtung notwendig, so die Forscher.
Dass Cannabis – wenn es oral (als Tablette) eingenommen wird – manche Arten von Schmerzen lindern kann, ist bereits aus anderen Studien bekannt. Das Team des McGill University Health Centre (MUHC) und der McGill University wollte nun herausfinden, ob gerauchtes Cannabis den gleichen Effekt erzielt. Dazu teilten die Forscher die 21 Teilnehmer in vier Gruppen auf: Drei Gruppen rauchten fünf Tage lang dreimal täglich 25 Milligramm Cannabis mit unterschiedlichem THC-Gehalt. THC ist die Abkürzung für Tetrahydrocannabinol, den Hauptwirkstoff von Cannabis. Die Teilnehmer der vierten Gruppe dienten als Kontrolle: Sie bekamen ebenfalls „Joints“, die allerdings frei von Cannabis waren.
Das Ergebnis: Die Patienten, die die echten Joints geraucht hatten, gaben an, dass sich ihr Schlaf verbessert hätte und Angstgefühle sowie Depressionen zurückgegangen seien. Der Effekt war besonders ausgeprägt bei Joints mit dem höchsten THC-Gehalt (9,4 Prozent). Das Team um Studienleiter Dr. Mark Ware vom MUHC empfiehlt nun weitere Studien. Diese müssten etwa die Wirksamkeit höherer THC-Dosierungen untersuchen und die Teilnehmer über einen längeren Zeitraum, als dies in der aktuelle Studie der Fall war, beobachten. Zudem müsse noch der Langzeiteffekt einer medizinischen Cannabis-Anwendung in gerauchter Form erforscht werden.
Menschen mit chronischen Nervenschmerzen stehen wenige Therapieoptionen offen: Zur Verfügung stehen Opioide, krampflösende Mittel, Antidepressiva und lokale Betäubungsmittel. Die Wirksamkeit der Substanzen ist aber unterschiedlich. Zudem lösen sie alle unerwünschte Nebenwirkungen aus. (mf)