Neueste Untersuchungen zu Marihuana und Psychosen sind dem Mainstream zu konträr

Die Mainstreammedien lieben es, Tinte zu versprühen wenn es darum geht, dass Marihuana mentale Krankheiten auslösen würde, insbesondere Psychosen. Tatsächlich war es so, dass im März einige internationale Medienmacher verkündeten, dass Cannabiskonsum die Risiken diese Krankheit zu bekommen „verdoppeln“ würde. Aber wenn es darum geht, dass in wissenschaftlichen Magazinen Untersuchungen veröffentlicht werden, die genau diese Art von „Kifferwahn“ abblitzen lässt, bleibt das meist Unberichtet.

Dies ist der Fall mit einigen gerade erst veröffentlichten Studien, die demnächst im Magazin zur Schizophrenieforschung [Schizophrenia Research] erscheint. Die erste Studie, ausgeführt von einem Team von Wissenschaftlern an verschiedenen Krankenhäusern im Bundesstaat New York, der Yale Universität für Medizin und dem Nationalen Institut für mentale Gesundheit untersuchten ob ein kausaler Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und dem zeitlichen Einsetzen von Psychosen bei Patienten, die das erste mal für eine Episode von Schizophrenien/Psychosen hospitalisiert worden sind:

Auch wenn die Medien wieder das Gegenteil behaupten, kamen die Wissenschaftler zu folgenden Schluss:

„Auch wenn das Einsetzen des Cannabiskonsums vor dem Einsetzen der Krankheit in den meisten Patienten kam, haben unsere Untersuchungen ergeben, dass das zeitliche Einsetzen der Psychose nicht in Verbindung mit dem Cannabiskonsum steht. Vorherige Studien, die eine Verwicklung von Cannabiskonsum und Psychosen gesehen haben müssen vielleicht die Beziehung beurteilen, und weitere Variablen in der Beziehung von Cannabiskonsum und Psychosen berücksichtigen, die wir gefunden haben.“

Eine davon getrennte Studie, die für die Publikation in dem gleichen Journal ansteht, beschäftigte sich mit den kognitiven Fähigkeiten von psychotischen Patienten mit einer Historie von Cannabiskonsum im Vergleich zu Nichtkonsumenten. Die Autoren berichten, dass die Patienten mit Marihuanakonsum „signifikant bessere Leistungen bei der Einschätzung ihrer Verarbeitungszeit, verbaler Flüssigkeit, verbalem Lernen und dem Gedächtnis“ haben, verglichen mit Abstinenten. Marihuanakonsum wurde auch verbunden mit einem generell besseren GAF-Wert (allgemeine Einschätzung der Funktion, Global Assessment of Functioning) im Vergleich zu denen der Nicht-Nutzer.

Die Forscher schliessen daraus: „Die Ergebnisse der vorliegenden Analyse zeigen, dass wir (Cannabiskonsum) bei Patienten mit SZ (Schizophrene Psychose) assoziieren mit besserer Leistung bei Einschätzungen der Verarbeitungsgeschwindigkeit und den verbalen Fähigkeiten. Diese Daten sind konsistent mit vorherigen Berichten, die aufzeigen dass SZ Patienten mit einer Geschichte von CUD (Cannabiskonsumdisorder) weniger schwere kognitive Defizite haben als SZ Patienten ohnen gleichzeitigen Cannabiskonsum. [..] Die vorliegenden Ergebnisse zeigen auch auf, dass Cannabiskonsum bei Patienten mit SZ, wie durch die klinische Symptomatik gemessen, möglicherweise nicht differentiell (d.h. vor allem negativ) den Schweregrad der Krankheit beeinflusst.“

Beide Studien fanden – wie auch vorherige (und kaum publizierte) – wissenschaftliche Forschung heraus das Marihuana eher nicht zu einem erhöhten Auftreten von Schizophrenien/Psychosen in der generellen Population führt, dass Cannabisnutzung bei Patienten mit diesem Problem mit besseren kognitiven Fähigkeiten verbunden ist und daß zumindest einige von den psychotischen Personen durch den Marihuanakonsum ein bischen Entlastung von den Krankheitssymptomen bekommen. Trotzdem stehen die Chancen gut, daß niemand in den Mainstreammedien auch nur ein Bit darüber berichten wird.

Schlußstrich: Die komplexe Beziehung zwischen Marihuana und Psychosen sind noch weit davon entfernt verstanden zu sein und das wird auch noch eine Weile so bleiben. Aber das sollte den Medien keinen Freipass geben, nur eine Seite der Story zu bewerben.

via NORML Blog, 26.5.2010