Medizinisches Marihuana als Fertigarzneimittel

In der offiziellen Antwort auf den Aufruf der US-Amerikanischen Ärztegesellschaft AMA, den Klasse 1-Status von Marihuana zu überprüfen, hat das nationale Drogenkontrollbüro des Weissen Hauses geantwortet, dass es hinter der Einschätzung der Arzneimittelzulassungsbehörde FDA stehe, dass natürliches Cannabispflanzenmaterial nicht die Standards von Stärke, Gleichmässigkeit, Qualität und Reinheit erreichen könnte, die für Medizin nötig wäre.

Wir sind schon gewohnt, dass die Regierungsbehörden nicht gerade faktisch korrekt sind, aber diesmal sind sie nicht nur einmal daneben, sondern zweimal.

Foto von dem medizinischen natürlichen Cannabis von BedroCan in den Niederlanden

Erstens, es gibt absolut keinen Grund, warum eine pflanzliche Medizin nicht standardisiert und auf Reinheit und Stärke kontrolliert werden könnte. Tatsächlich wird dies in den Niederlanden, in denen medizinisches Marihuana in den Apotheken verkauft wird, sodass es durchaus möglich ist „pharmazeutische Qualität, die den striktesten Anforderungen genügen muss“, der Niederländischen Regierung zufolge, zu bekommen.

Zweitens, hat die Arzneimittelzulassungsbehörde niemals gesagt, dass eine natürliche Pflanze keine Medizin sein könnte. Tatsächlich hat die Behörde einen längeren „Guide für die Industrie: Botanische Medizinprodukte“ herausgegeben, der genau auf die Entwickler von Pflanzenmedikamenten zielt. Das Dokument schliesst nicht nur Pflanzen als Medizin ein, sondern es sagt sogar aus, dass in den initialen Stadien der klinischen Studien einer botanischen Droge es generell nicht notwendig wäre, die aktiven Wirkstoffe oder andere biologischen Marker, noch eine chemische Identifikation und Assay für bestimmte Inhaltsstoffe oder Marker zu erstellen. Da die aktiven Komponenten von Marihuana ohnehin schon sehr bekannt und ausufernd erforscht sind, ist Cannabis schon sehr viel weiter als die FDA meint, dass Pflanzenprodukte ansetzen müssten um eine Lizenz zu bekommen.

Die Arzneizulassungsbehörde FDA hatte 2006 eine Pressemitteilung herausgegeben, die aussagte, dass “gerauchtes Marihuana” nicht gezeigt hätte, dass es eine sichere und effektive Medizin sei. Diese Aussage war unglaublich unwissenschaftlich, wie MPP zu der Zeit aufzeigte, und es war auch keine Stellungnahme, die zeigte, dass eine Pflanze keine Medizin sein könnte.

Medizinische Revolution oder Stille?

Auch beachtlich ist die relative Stille aus dem Büro des Drogenzars der USA. Man könnte denken, dass die Behörde für die Drogenkontrolle etwas zu sagen hätte über die neue Position der größten Ärztegesellschaft des Landes gegenüber Marihuana. Wäre soetwas nicht eine Pressemitteilung oder Blogpost wert? Es war jedenfalls immer der Fall, als die AMA etwas Negatives über Marihuana zu sagen hatte…

Ich denke, es zeigt das wahre Gesicht (der Politik). Beim Job des Drogenzars ist es nicht wichtig, mit wichtigen Fakten über Drogen oder Drogenpolitik zu versorgen. Es ist eher der Job, sicherzustellen, dass das Gesetz nicht in Frage gestellt wird – auch wenn es nicht mit der Realität übereinstimmt. Und wenn dann die landesweit größte Ärzte-Organisation vom Standpunkt der US-Regierung abrückt, ist alles was wir hören: Stille.

Änderungen auf der Webseite der DEA

In der Nacht zum 18. November 2009 hat die Drogenkontrollbehörder der USA, die DEA, einige Punkte – welche die Position der Ärztegesellschaft AMA betreffen – entfernt. Es scheint nur ein kleiner, fast nutzloser Schritt zu sein – aber er ist überaus wichtig, wenn man bedenkt, wie Einflussreich die AMA wirklich ist.

Das Streichen dieser Worte von der DEA Webseite ist die Manifestation von etwas Größerem und Abstrakterem: Das Ausweiden der effektivsten Standpunkte unserer Gegner.

Als die Prohibiton von Marihuana das erste Mal 1937 diskutiert worden ist, war eine der ersten Fragen “Was ist die Position der AMA?” Diese Linie des Denkens war schon immer präsent. In jedem Bundesstaat, in dem die MPP für die Patientenrechte gekämpft hat, sogar in den Büro’s des Kongresses in Washington und in Unmengen von Debatten in den Medien, haben die Prohibitionisten den Standpunkt der AMA als ihr Flagschiff genutzt. Dieser Missbrauch kann so nun nicht länger betrieben werden.

via MPP Blog und MPP Blog und MPP Blog

Update

Wegen der Standartisierung von Pflanzenmedikamenten kann man nochmal ein Wort verlieren: Natürlich ist soetwas wie Cannabisblüten ein Naturprodukt, dass unter Umständen im Wirkstoffgehalt schwanken kann. Laut Informationen kann dies sogar bei dem Bedrocan-Cannabis bis zu +-10% betragen. Diese Wirkstoffschwankungen sollten nach etwas Ausprobieren auszuhalten sein. Die meisten Personen, die für eine Arznei mit Cannabis oder Cannabinoiden in Frage kämen, würden wahrscheinlich eher eine so geringe Menge benötigen, die keinen Rausch ermöglicht, der gegebenenfalls auch garnicht gewünscht ist. Es ist aber auch kein chemisch hergestelltes Monopräperat, sodass die Mischung der vielen verschiedenen Inhaltsstoffe die letztendliche Wirkung ausmacht.