Drogen: Präsident Karsai verärgert NATO
Die Tagesschau berichtet 19.08.2009, 22:55, über Afghanistan. Dort soll Karsai, Präsident, in Ungnade gefallen sein. Das wohl wegen Drogen. Er soll Drogenbosse decken, sogar sein eigener Bruder soll einer sein. Das ist ja auch nicht weiter verwunderlich in diesem Land. Sie könnten auch die „Drogen“ legalisieren – und somit einen grossen Wirtschaftszweig in einen kontrollierten Markt ziehen. Ich bin gespannt und schreibe weiter darüber. Leider ist Afghanistan weit weg, aber hier im Internet schrumpfen die Wege und die Ideen nehmen ihren Lauf..
Vom Hoffnungsträger zum umstrittenen Amtsinhaber: Der afghanische Präsident Hamid Karsai ist bei der NATO in Ungnade gefallen, weil er sich schützend vor Drogenbosse gestellt haben soll. Laut will im NATO-Hauptquartier in Brüssel aber niemand Kritik an dem Präsidenten üben. Der Grund: Es gibt keine Alternative zu ihm.
Von Michael Götschenberg, ARD-Hörfunkstudio Brüssel
Offiziell ist bei der NATO über den afghanischen Präsidenten kein schlechtes Wort zu hören. Kein Wunder: Die Allianz kann es sich nicht erlauben, Hamid Karsai mit öffentlicher Kritik zu demontieren. Man hat es auch so schwer genug in Afghanistan. Umso mehr nimmt man dem afghanischen Präsidenten übel, dass er selbst mit öffentlicher Kritik nicht so zurückhaltend ist.
Zum Beispiel, wenn es um zivile Todesopfer bei Einsätzen der internationalen Truppen gegen die Taliban geht: „Das afghanische Volk hat ein Recht darauf, respektiert und beschützt zu werden. Wir sehen uns als Partner, und Partner dürfen nicht angegriffen werden“, sagte Karsai.
Karsais Kritik nicht hilfreich für NATO-Auftrag
Der afghanische Präsident Hamid Karsai soll Drogenbosse decken. (Foto: AP) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Soll angeblich den Drogenhandel dulden: Der umstrittene afghanische Präsident Hamid Karsai. ]
Bei der NATO bedauert man die Opfer in der afghanischen Zivilbevölkerung zwar, ärgert sich aber auch massiv über die öffentliche Kritik des Präsidenten, die mit dazu beitrage, die Menschen gegen die internationalen Truppen im Land aufzubringen. „Solange die Taliban Zivilisten als Schutzschilde gegen die internationalen Truppen missbrauchen, ist es sehr schwierig, zivile Todesopfer zu vermeiden. Ich halte das für unmöglich“, wiederholte John Craddock, bis vor wenigen Wochen Oberbefehlshaber der NATO, immer wieder gebetsmühlenartig.
Präsident deckt angeblich DrogenbosseBesonders groß ist der Ärger bei der NATO über Karsai beim Kampf gegen Korruption und Drogenhandel. Die Regierung des Präsidenten gilt selbst als hoffnungslos korrupt. Geht es um den Drogenhandel, setzt sich Karsai gerne als entschlossener Vorkämpfer in Szene. Für die NATO sind das aber vor allem Lippenbekenntnisse, heißt es hinter vorgehaltener Hand.
Karsai halte vielmehr selbst schützend seine Hand über einzelne Drogenbosse, sogar sein eigener Bruder soll selbst ein Drogenbaron sein. Es sei mehrfach vorgekommen, berichten hohe NATO-Offiziere, dass man festgesetzte Drogenhändler wieder laufen lassen musste, nachdem es einen Anruf aus dem Präsidentenpalast gegeben habe. Laut will man das nicht sagen, dann wäre der offene Konflikt mit dem Präsidenten nicht mehr zu vermeiden.
Wahl-Manipulation des Präsidenten möglichDas Problem ist, dass es an Alternativen zu Karsai mangelt. Der Präsident gilt auch bei der NATO als das geringste Übel. Die Zeiten, als man noch glaubte, in Afghanistan eine Musterdemokratie nach westlichen Maßstäben errichten zu können, sind ohnehin längst vorbei. Die NATO hat sich den Realitäten angepasst, und das gilt auch für die anstehenden Wahlen. „Die Wahlen werden nicht den Standards entsprechen, die wir in unseren Ländern erwarten. Aber sie müssen glaubwürdig sein“, sagte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen.
Das gilt nicht zuletzt auch für Präsident Karsai selbst, der in Verdacht steht, die Wahlen manipulieren zu wollen. Dabei kommt die neue Nüchternheit bei der NATO dem amtierenden und wohl auch künftigen Präsidenten zugute: Auch er muss offenbar nicht unseren Standards entsprechen.