Gebt die Drogen frei, titelt die Berliner Zeitung
18.3.2010: Die Berliner Zeitung, die jeden Morgen auf meiner Couch liegt hatte gestern einen interessanten Artikel auf Seite Vier: „Gebt die Drogen frei„.
Vor seinem Feldzug gegen Saddam Hussein berief George W. Bush eine Pressekonferenz ein. Er werde 50 000 irakische Soldaten töten und einen holländischen Zahnarzt, tönte er. „Weshalb denn auch einen Holländer?“, wollte ein Journalist wissen. „Damit alle Welt über den Einmarsch redet“, antwortete der Präsident. Der recht schlichte Witz verweist auf die Logik medialer Wahrnehmung: Erst mussten am Wochenende zwei amerikanische Bürger, Angestellte des US-Konsulats der mexikanischen Grenzstadt Ciudad Juarez, sterben, bis die Welt wieder vom grausamen Krieg südlich des Río Grande sprach.
So seien in dem „Krieg gegen die Drogen“ in Mexiko über 18.000 Menschen umgekommen. Im vergangenen Jahr sollen es 7700 gewesen sein: erschossen, geköpft, verstümmelt. Als Vergleich dient Afghanistan, das zwanzigmal mehr Einwohner als die mexikanische Grenzstadt Ciudad Juarez (2632 Tote) hat, wurden im selben Zeitraum im Krieg und bei Terroranschlägen etwa 2 300 Zivilisten getötet.
Als Empfehlung kann nur eines kommen, was unserereins schon die ganze Zeit sagt:
Der Konsum von Drogen muss legalisiert, der Markt, auf dem sie gehandelt werden, staatlich kontrolliert und so der Mafia das Geschäft vermasselt werden. Utopisch? Drei frühere Präsidenten betroffener Staaten, der Mexikaner Ernesto Zedillo, der Kolumbianer César Gaviria und der Brasilianer Fernando Cardoso, haben einen solchen Strategiewechsel zunächst mindestens für Marihuana explizit empfohlen. Selbst das konservative Wall Street Journal dachte jüngst öffentlich darüber nach.